Part 1/2: Was können wir verändern, wenn wir uns in einer Situation wiederfinden, die uns stresst, nervt oder überfordert? Wir haben nur zwei Möglichkeiten, entweder wir verändern die Situation, in der wir uns befinden, oder wir verändern, wie wir in der Situation reagieren. In diesem ersten Teil der Blogserie sprechen wir genau über diese zwei Möglichkeiten. Im zweiten Teil geht es dann darum, was eigentlich in unserem Gehirn passiert und welche Tools wir nutzen können, um gesund mit Stress umzugehen.
Ich bin gestresst! Was kann ich überhaupt ändern?
Vielleicht macht sich das Gefühl von Überforderung breit, vielleicht ist es ein Gefühl von Nervosität, das sich ausbreitet, vielleicht ist es auch Angst, die hochkommt, vielleicht ist Wut, die langsam aufsteigt, vielleicht ist es aber auch ein Gefühl der Erschöpfung, und vielleicht ist es der Kopf, der selbstständig Kreise zieht, wenn wir uns in Katastrophenszenarien verlieren.
Egal, wie deine Antwort auf Stress ist - und egal welcher Auslöser es ist: der Job, die Kinder, der Partner/die Partner, der Kunde oder das Auto vor dir...
Wir haben immer nur zwei Möglichkeiten, wenn wir etwas an der Situation ändern wollen.
- vorausgesetzt natürlich, wir stellen fest, dass wir gestresst reagieren :)
Wir können entweder die externen Faktoren verändern oder die internen Faktoren. Was das genau bedeutet und warum wir nicht immer die Wahl haben, schauen wir uns jetzt genauer an.
Möglichkeit 1 - Die externen Faktoren verändern

Die erste Möglichkeit, etwas zu verändern, ist die externen Faktoren zu verändern. Das bedeutet zum Beispiel:
ich wechsle die Umgebung, ziehe um,
wechsle den Job,
verlasse die Partnerschaft oder
ich suche mir Systeme, um den Tag besser zu strukturieren,
stelle Leute ein, die mir Arbeit abnehmen oder
breche alte Kontakte ab und/oder suche mir ein neues Umfeld
...
Das kann zwei Ergebnisse haben.

Szenario 1:
wir haben den Stressauslöser eliminiert, wir fühlen uns besser. Es geht einfacher, wir sind ruhiger und bedachter. Wir können produktiver arbeiten. Wir fühlen uns weniger unter Druck. Wir können besser schlafen. Wir haben das Gefühl von Leichtigkeit wieder gewonnen. Wir haben wir einen Feierabend oder können uns am morgen Zeit für uns nehmen.
Wunderbar, dann waren das wichtige Anpassungen, die wir gemacht haben!
Szenario 2:
Wir haben den externen Faktor geändert, haben einen neuen Job, sind in einer neuen Partnerschaft oder einer neuen Freundschaft und finden uns nach ein paar Monaten wieder mit den gleichen Problemen konfrontiert, die wir davor auch hatten. Wir geraten wieder in die Rolle des "People Pleasers", wir sind wieder die letzten im Büro, wir bekommen erneut keine Wertschätzung, der gleiche Druck ist wieder da, wir können wieder nicht schlafen, der gleiche unangenehme Stress, den wir schon so lange kennen, macht sich wieder breit.
Wenn wir Dinge immer wieder im Außen verändern und trotzdem auf die gleichen Probleme im Leben stoßen, hängt das nicht mit den äußeren Umstanden zusammen sondern mit uns selbst, genauer gesagt, mit unserem Mindset und unserem Nervensystem.
WICHTIG: Versteht mich nicht falsch, aus toxischen Arbeitsverhältnissen, Beziehungen oder Umgebungen rauszugehen ist wenn irgendwie möglich absolut notwendig und sollte immer Priorität sein - das wird immer einen immensen Hebel auf unser Wohlbefinden haben!
Möglichkeit 2 - Die internen Faktoren verändern
Was uns dann bleibt, ist uns anzuschauen, warum wir eigentlich so reagieren, sprich warum wir uns überhaupt stressen - also unsere internen Faktoren unter die Lupe zu nehmen.
Abgesehen von den Fällen, wenn Muster sich immer wieder wiederholen, waren wir alle - vor allem in den letzten Jahren - in Situationen, die wir nicht verändern konnten. Wir haben immer wieder herausfordernde Situationen, in denen es wichtig ist, etwas auszuhalten, weiterzumachen und trotzdem einen klaren und ruhigen Kopf zu bewahren und die externen Faktoren nicht an sich heranzulassen - sprich die eigene Stressantwort unter Kontrolle zu behalten.
Wir können nicht allen unangenehmen Dingen aus dem Weg gehen - und das ist gut so

- vor allem nicht, wenn du jemand bist, der für etwas Wichtiges losgeht, der Arbeit macht, die auch mal auf Ablehnung stößt. In allen Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit mit anderen Menschen, ob Mitarbeiter, Freund, Partner, Chef oder Kind - wir kommen immer wieder an Punkten, an denen unsere Resilienz gefragt ist und wo es darum geht, einen klaren Kopf zu behalten, Ruhe zu bewahren und trotzdem präsent zu sein, obwohl wir am liebsten aufhören würden.
Unsere Reaktion - also die internen Faktoren - ist die einzige Möglichkeit, etwas an der Stressreaktion zu verändern. Wenn wir keine Möglichkeit haben, irgendetwas im Außen zu beeinflussen, bleibt uns nur uns selbst und unsere Reaktion.
Wie wir reagieren, hängt von der Bewertung ab, die wir einer Situation geben. Diese Bewertung verläuft zum Großteil unbewusst (!). Diese Bewertung hängt von extrem vielen Faktoren ab, unter anderem:
meine eigene Wahrnehmung
meine persönliche Einschätzung der Situation und meiner Fähigkeiten
meine Glaubenssätze (Was denke ich über mich und über die Welt?)
meine inneren Antreiber
meine Werte
meine bisherigen Erfahrungen (Was war sicher? Was war nicht sicher?)
FAZIT: Leave it or change it!
Manchmal können wir uns dazu entscheiden, endlich etwas zu ändern. Wir können den Schritt wagen und umziehen, für uns einstehen und die toxische Partnerschaft verlassen, den Job wechseln, in dem wir nicht wertschätzt werden oder unsere Routinen und Gewohnheiten anpassen, um mehr Struktur in unser Leben zu bringen.
Aber manchmal drehen wir uns im Kreis, obwohl wir Dinge im Außen ändern, verändert sich nichts bei uns - wir fühlen uns gleich. Und manchmal gibt es keine Möglichkeit die Situation zu ändern, weil das was wir tun, uns wichtig ist und wir die Umstände aktuell nicht ändern können. Das Gute ist, wir können immer bestimmen, wie wir eine Situation bewerten und wie wir reagieren. Es liegt an uns, ob wir uns stressen lassen von dem was gerade passiert oder ob wir einen klaren Kopf bewahren. Diese Stressbewältigung können wir trainieren. Genau darum geht es in dem 2. Teil der Blogserie.
Den zweiten Teil der Blogserie zum Podcast #35 Stressbewältigung: 3 effektive Wege aus der Neurowissenschaft findest du HIER.
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